Artilleristen sind spezialisierte Soldaten, die ihre Kameraden im Gefecht durch den gezielten Einsatz von Geschützen und Raketen unterstützen. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Anforderungen, Aufgaben und Ausrüstung eines Artilleristen sowie die historische Entwicklung der Artillerie als zentraler Bestandteil der Kriegsführung.
Voraussetzungen für die Karriere als Artillerist
Artilleristen müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um den Anforderungen der Bundeswehr gerecht zu werden. Für die Grundlaufbahn sind folgende Voraussetzungen nötig:
- Mindestalter von 17 Jahren und abgeschlossene Vollzeitschulpflicht (ein Schulabschluss ist nicht zwingend erforderlich)
- Deutsche Staatsangehörigkeit
- Bereitschaft zu deutschlandweiten Versetzungen und Auslandseinsätzen
- Mindestverpflichtung von sieben Monaten (freiwilliger Wehrdienst) bis hin zu 13 Jahren (für Offiziere)
Je nach Laufbahn gibt es zusätzliche Voraussetzungen. Feldwebel benötigen mindestens einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung und dürfen zu Ausbildungsbeginn höchstens 29 Jahre alt sein. Für Offiziere ist die Fachhochschulreife oder das Abitur erforderlich, und auch hier beträgt die Altersgrenze zu Beginn 29 Jahre.
Ausbildung der Artilleristen: Von der Grundausbildung bis zur Spezialqualifikation
Die Ausbildung der Artilleristen beginnt mit der allgemeinen Grundausbildung. Anschließend erfolgt die Spezialisierung an der Artillerieschule in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz). Offiziersanwärter absolvieren darüber hinaus ein Studium an einer der Bundeswehr-Universitäten in Hamburg oder München.
Die Inhalte der Ausbildung bereiten die Artilleristen auf die vielfältigen Aufgaben in Aufklärung und Feuerunterstützung vor. Je nach Laufbahn variieren die Schwerpunkte:
- Mannschafts-Laufbahn: Bedienung des Artillerie-Raketensystems, Durchführung von Einzelaufgaben zur Zielberechnung und Unterstützung bei der Materialverwaltung
- Feldwebel-Laufbahn: Koordination und Planung von Einsätzen, Überwachung von Sicherheitsstandards und Einsatz von komplexen Führungs- und Einsatzsystemen
- Offiziers-Laufbahn: Führung unterstellter Soldaten, Planung von Gefechtsoperationen und Zusammenarbeit mit anderen Einheiten der Streitkräfte
Moderne Artilleriewaffen: Das Mehrfachraketenwerfer-System MARS
Die Artillerie der Bundeswehr ist heute mit dem MARS-System („Mittleres Artillerieraketensystem“) ausgerüstet, das eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern abdecken kann. Auf Distanzen bis zu 84 Kilometern erreicht der MARS-Raketenwerfer eine hohe Treffgenauigkeit. Das Fahrzeug selbst ist sieben Meter lang und bietet Platz für eine dreiköpfige Besatzung. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h ist es schnell beweglich und bietet eine vielseitige Plattform für präzise Artillerieeinsätze.
Geschichte und Wandel der Artillerie in der Kriegsführung
Die Artillerie hat eine lange Tradition und entwickelte sich erstmals im 14. Jahrhundert. Während des Ersten Weltkriegs war sie eine entscheidende Waffengattung: Die „Feuerwalze“ – der massive Beschuss zur Vorbereitung des Infanterieangriffs – war ein Schlüsselelement der Kriegsführung. Mit dieser Taktik gelang es, Gegner in die Deckung zu zwingen, während die Infanterie vorrückte.
Im Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Fokus stärker auf Raketenartillerie, da die sich schnell verändernden Frontlinien eine neue Art der Kriegsführung verlangten. Heute müssen Artillerieeinheiten flexibel agieren und nach jedem Schuss schnell ihre Position wechseln, um nicht selbst zur Zielscheibe zu werden.
Fazit
Die Artillerie bleibt ein wichtiger Teil der modernen Gefechtsführung. Artilleristen tragen durch ihr Können und ihre Technik dazu bei, ihre Kameraden zu schützen und den Gegner in Schach zu halten. Mit einem anspruchsvollen Ausbildungsprogramm und hochmoderner Ausrüstung sind sie für die heutigen militärischen Anforderungen bestens vorbereitet.